2012
Publikation der Drei Bände
„Unsere jüdischen Landsleute und ihr tragbares Vaterland“
Band 1 „Heimat trotz alledem“
Band 2 „Heimat zum Mitnehmen“
Band 3 „Tragbares Vaterland“
Zur Buchreihe!
Der Report 2012informiert über Fertigstellung und Präsentation der Buchreihe
Liebe Nachkommen und Freunde unserer jüdischen Landsleute im Mostviertel!
Dieses Jahr brachte eine Menge an erfolgreicher Arbeit und berührende Veranstaltungen. Trotzdem lässt es uns mit einer gewissen Enttäuschung zurück.
Von Jänner bis April hatte ich meine Recherche zu beenden, den Text zu korrigieren und die Bilder für die drei Bände über die Geschichte unserer jüdischen Landsleute auszuwählen. Mehr als 300 Stunden saß ich mit Gerhard Groiß zusammen, der für das Layout zeichnet, um alle 600 Doppelseiten der drei Bände zu gestalten. Verleger Dieter Lahnsteiner hatte eigens einen Verlag gegründet, um die Trilogie zu publizieren.
Wir organisierten zwei Veranstaltungen zur Präsentation, die erste im Mai im Francisco-Josephinum im Schloss Weinzierl und die zweite im Juni im Jüdischen Museum in Wien. Es gab Live-Musik mit Jiddischen Liedern. Der Schauspieler Erwin Leder, Sohn eines „Gerechten der Völker“, trug erstmals veröffentlichte Texte jüdischer Mostviertler vor. Selbstgemachte jüdische Süßspeisen wurden bei der anschließenden Buchsignierung angeboten. Bei der ersten Präsentation sprachen Vertreter dreier Parteien: Landeshauptmannstellvertreter Dr. Sepp Leitner (SPÖ), Landesrat Dr. Stephan Pernkopf (ÖVP) und Karl Öllinger (Die Grünen).
Die regionalen Radiostationen (ORF NÖ, Radio Arabella und Radio Maria) luden mich zu Interviews ein, ich gab Lesungen, die Regionalpresse berichtete. „Die Presse“ und „Der Standard“ brachten ausgezeichnete Rezensionen, ebenso einschlägige Fachzeitschriften. Die Einladung durch das Innenministerium zur Buchpräsentation in Tel Aviv musste aus politischen Gründen in Österreich verschoben werden.
Im Zuge der Buchpräsentation und des öffentlichen Echos tauchten neue Familiengeschichten auf, z.B. die Geschichte der Familie Kuppelwieser in Lunz. Die technischen und bürokratischen Vorgänge der Zwangsenteignung und die Verwicklung von politischen, behördlichen und privaten Interessen kamen durch neue Beispiele noch deutlicher zum Vorschein.
Im Sommer entstand die Idee, aus dem „Tragbaren Vaterland“ eine Ausstellung für Schulen zu entwickeln. Es wurden Kontakte zum Bundesministerium für Unterricht und Kunst, zu Politikern, Geschäftsleuten und Industriellen geknüpft, um dieses Projekt vorzustellen. Mit Schulbeginn und mit Zustimmung der Schulbehörde starteten vier MaturantInnen der IT-HTL Ybbs ihr Matura-Diplomprojekt: sie programmieren das „Tragbare Vaterland“ als virtuelle, interaktive Ausstellung in 7 Stationen.
Die BesucherInnen lernen darin spielerisch jüdisches Leben kennen, können sich einfühlen in jüdische Familien und das Schicksal ihrer Verlorenen und Geretteten, sie werden die regionalen, die religiösen und politischen Rahmenbedingungen des Antisemitismus und der Shoah diskutieren, dürfen versuchen, hebräische Inschriften und vokallose jüdische Witze zu entziffern und werden mit ihrem neu gewonnenen Wissen am MultiTouchScreenTable einen Millionenshow- Wettbewerb bestreiten. Jüdische Süßspeisen und Jiddische Lieder gibt es außerdem.
Dieses ambitionierte Projekt wurde niederösterreichischen Geschichtslehrern vorgestellt. Viele von ihnen sind interessiert, die Ausstellung an ihre Schule zu bringen. Die Ausstellung steht später auch den BesucherInnen des Jüdischen Friedhofes Ybbs/Göttsbach zur Verfügung.
„Trotz alledem“ bleibt am Ende dieses Jahres eine große Enttäuschung: die Renovierung des Jüdischen Friedhofes Ybbs/Göttsbach konnte noch immer nicht gestartet werden. Die dazu notwendige vertragsmäßige Vereinbarung zwischen der IKG Wien als Liegenschaftseigentümer, der Stadt Ybbs, dem Verein zur Sanierung und Erhaltung dieses Friedhofes und dem Österreichischen Nationalfonds kam noch immer nicht zustande. Die Stadt Ybbs und ebenso der Verein haben alles in ihrer Macht Stehendedazu beigetragen. Und jetzt – nach allem – muss die IKG Wien damit konfrontiert werden zu entscheiden: „Ja, wir stehen für diesen Friedhof , seine Renovierung und Erhaltung und sind dafür verantwortlich, zur Sanierung unseren gesetzlich geregelten Anteil finanziell beizutragen – oder wir sind daran überhaupt nicht interessiert und verwerfen das Projekt.“
Dr. Wolfgang Wagner, ein Mitglied unseres Vereins, hat einen Folder erarbeitet, der im Detail über den Plan zur Sanierung des Friedhofes informiert und die geplante weitere Nutzung der Zeremonienhalle beschreibt. Dieser Folder wird Ihnen in den nächsten Wochen zugeschickt.