Transformation ist die beste Antwort auf eine existenzielle Bedrohung. Aktuell ist es der global drohende Klimakollaps. 1933 in Österreich war es der schon anlaufende nationalsozialistische Terror. Um den Klimakollaps abzuwenden, bleiben immerhin noch etwa knapp zwanzig Jahre Zeit. Den NS-Terror von Österreich und seinen Nachbarn abzuwenden, war ohne Schonfrist auf der Stelle gefordert. Wie bei jedem anderen seiner wirtschaftlichen und politischen Projekte unterschied Dollfuß dabei zwischen denen, die ihm Kredit gaben, und denen, die ihm seine Projekte neideten. Kredit oder Neid, so sah Dollfuß die Reaktionen auf seine Politik.
Die Transformation Österreichs war seine Antwort auf die NS-Aggression von innen und von außen. Für die besonders bedrohten jüdischen Landsleute war Österreich daher ein „tragbares Vaterland“ und sogar der Platzhalter für den noch nicht bestehenden jüdischen Staat. Dollfuß transformierte Österreich auf berufsständischer Grundlage mit gelenkter Markt.
Eine überraschende neue Perspektive auf den umstrittensten Politiker Österreichs und auch auf sein Österreich-Projekt.
Allen Gewalten
zum Trotz sich erhalten,
nimmer sich beugen,
kräftig sich zeigen.
Neben einer Reihe weiterer und ergänzter Familiengeschichten unserer jüdischen Landsleute werden drei ihrer besonderen Exponenten vorgestellt: Hans Becker, Schwiegersohn der in Neuda/Pöchlarn engagierten Industriellenfamilie Lieser, Werbemanager des Ständestaates, Dachauhäftling und Zentralfigur des effektivsten österreichischen Widerstandsnetzwerkes O5; der Erlaufer Ernst Brod, der in über 2000 Seiten seine persönliche und politische Lebensgeschichte aufgearbeitet hat; der Psychotherapeut und Sozialpädagoge von internationalem Rang Rudolf Ekstein, dem es um die Therapie traumatisierter Kinder und um die Versöhnung mit Österreich ging. Über Eksteins Arbeitsweise mit Studenten gibt seine Biografin, die Psychologin Elisabeth Steinwendter-Oberläuter, einen Kurzbericht.
Die öffentliche Erinnerung an den Entzug von Menschenrechten und an Menschheitsverbrechen, die in unserer Region verübt wurden, braucht einen verlässlichen Rahmen. Sie muss verankert sein in einer gesamteuropäischen Erinnerungskultur und braucht bei uns in der Region verlässliche Orte und Zeiten. Dazu gehören Lernorte, Denk.Male, Zeitzeugen und Experten, aber vor allem junge Leute, die aktuell Menschenrechte hochhalten und Menschheitsverbrechen verabscheuen. Zu wenig Gerechte haben der NS-Verbrechensherrschaft widerstanden. Ihre Gewissensentscheidung, ihr Einsatz für Verfolgte und ihr Widerstand gegen die Verbrechensherrschaft sind die entscheidenden Kriterien der öffentlichen Erinnerung. Diese Gerechten waren und bleiben die Treuhänder Österreichs.